

Dr. Manuel Hälg, NZZ-Preis-Gewinner des EMBA 60
Manuel, wie fühlst du dich nach dem Sommer ohne EMBA?
Es ist fast ein bisschen langweilig ohne EMBA. Klar, man hat viel zu tun, aber wenn man fertig studiert hat, hat man auch wieder mehr Zeit für die Familie und kann seinen Hobbys nachgehen. Das war besonders jetzt im Sommer sehr schön. Ich habe Kenia und Irland mit dem Rucksack bereist. Das hat mir sehr gutgetan und es war großartig, wieder Zeit und Muße dafür zu haben.
Was vermisst du am meisten, wenn du an deine EMBA-Zeit zurückdenkst?
Eigentlich zwei Dinge: Die Menschen: natürlich meine Kommilitonen, aber auch die Professoren und Vortragenden, die immer spannende Impulse gaben. Zum anderen war es für mich aber auch die Woche vor Ort, das intensive Eintauchen in andere Themen und damit verbunden, auch mal von der Arbeit abzuschalten. Das habe ich sehr genossen und das vermisse ich jetzt auch.
Wie hast du den Abschlussabend erlebt? Wann hast du realisiert, dass du den NZZ-Preis gewinnen könntest?
Es wurde in der Klasse vielleicht ein bisschen ironisch darüber gesprochen, aber es war kein grosses Thema. Mir war klar, dass ich eine Chance hatte, als ich erfuhr, dass meine Arbeit eingereicht worden war. Aber dass ich den Preis gewinnen würde, hätte ich bis zum Schluss nicht gedacht. Es war eine sehr schöne Überraschung.
Wie bist du auf das Thema («Methodische Bewertung der Digitalisierung in der der Life Science Industrie») der Arbeit gekommen?
Das Thema ist in Zusammenarbeit mit meinem damaligen Arbeitgeber entstanden. Digitalisierung war und ist dort ein großes Thema. Ich habe in der Life Science Industrie in einem Biotech-Unternehmen gearbeitet und Digitalisierung war dort eines der grossen strategischen Themen. Man hatte viele Ideen, was man machen könnte, aber es war unklar, wie man strategisch und strukturiert vorgehen und wo man anfangen sollte. Lange Zeit lag das Thema also brach. Es war eine gute Gelegenheit für mich, die Thematik anzugehen.
Inzwischen bist du aber nicht mehr im Unternehmen?
Das ist richtig. Das Thema ist mit und durch meine frühere Firma entstanden, aber durch meinen Weggang habe ich es um allgemeine Punkte ergänzt und somit etwas angepasst. So oder so ist das Tool universell einsetzbar.
Unsere Jury hat an deiner Arbeit unter anderem gelobt, dass du dich der Methodik Baustein für Baustein genähert hast. Dadurch ist es dir gelungen, das komplexe Thema gut zu erklären. Wie notwendig ist das in dem Bereich?
Die Herausforderung der Digitalisierung ist, dass man so vieles machen kann und es fast unendlich viele Möglichkeiten gibt. Eine Software dazu ist grundsätzlich schnell geschrieben. Man könnte sehr vieles umsetzen und dies wird zum Teil auch gemacht in manchen Industrien, mit Start-Ups, die dann möglichst viele Ideen umsetzen. Aber gerade in einem stark regulierten Bereich überlegt man es sich aus wirtschaftlichen Gründen sehr gut, da die Kosten zum Teil sehr hoch sind. Es ist mit viel Aufwand verbunden. Daher ist es meiner Meinung nach extrem wichtig, strukturiert an die Sache heranzugehen und auch die vielversprechendsten Ideen zu überprüfen.
Ist die Struktur übertragbar auf andere Branchen?
Die Methode lässt sich problemlos auf andere Industrien anwenden, das ist wirklich das Schöne an dem Werkzeug. Klar, wenn man ein Start-Up ist, eine geniale Idee hat und diese verfolgt, ist das gut. Aber wenn man grössere grossen Firmen nimmt, mit vielen Mitarbeitenden, dann existieren auf einmal sehr viele Ideen und dann ist es wichtig, aus der Vielzahl der Ideen die passende rauszusuchen.
Du sprichst es an, die Methodik ist kompatibel. Inwieweit ist die Arbeit bzw. deren Inhalt Teil deiner aktuellen Arbeit?
Das Systematische bleibt und ist universell anwendbar. Die Methode lässt sich auch im aktuellen Bereich anwenden. Tatsächlich ist in meinem aktuellen Arbeitsbereich der Fokus nicht auf Digitalisierung, daher wende ich die Methode aktuell nicht täglich an. Der Grundsatz bleibt aber natürlich.
Wenn du noch ein weiteres Kapitel zu deiner Arbeit hinzufügen könntest, welches wäre dies und welchen Schwerpunkt hätte dies?
Die Arbeit hat zwei Schwachpunkte: einerseits von der Methodik her: sie schaut nur auf interne Faktoren; sie lässt beispielsweise die Zahlungsbereitschaft der Kunden ausser Acht. Solche Faktoren, die das Unternehmen selbst nicht im Griff hat, bleiben aussen vor. Da wäre noch Potential vorhanden, die Methode zu erweitern.
Andererseits habe ich die Methode auf meine damalige Firma und die Produkte in dem Markt angewendet. Diese Anwendung war aber recht oberflächlich. Hier könnte man noch mehr Arbeit reinstecken, um die Bewertung noch belastbarer zu machen. Damit könnte man auch die Handlungsempfehlung noch weiter verfeinern.
Wenn man dich über deine Arbeit und das Thema sprechen hört, merkt man, es ist sehr viel Herzblut dabei…
Thematisch reizt mich das Thema Digitalisierung sehr, gerade auch mit Hinblick auf KI (Künstliche Intelligenz, Anm. d. Red.). KI kann die Methode mathematisch schon ersetzen, aber es steht und fällt – wie so oft bei KI – mit dem Input für die Methode. Für die Bewertung der Produkte und die Bewertung der Dienstleistungen braucht es zwangsläufig Input ausserhalb KI.
An Ende nochmal die Brücke zurück zum EMBA-Studium. Wenn du morgen früh einen Kurs aus dem Studium nochmals belegen könntest, welcher wäre dies – und warum?
Nicht ganz einfach, diese Frage. Ich denke, ich würde gerne nochmal den Kurs «Internationales Management» belegen. In den letzten Monaten und Jahren gab es in diesem Feld die dynamischste Entwicklung. In vielen anderen Kursen gibt es Standards und wenig aktuelle Veränderung bei den Themen. Im Bereich des internationalen Managements ist sehr viel Bewegung drin. Der Kurs hat mich seither stark begleitet und ich beschäftige mich nun auch viel mehr mit internationaler Politik als zuvor.
Dr. Manuel Hälg hat im EMBA 60-Studiengang die beste Diplomarbeit geschrieben und damit den NZZ-Preis gewonnen. Hälg ist aktuell Leader System Engineering bei Stadler. Zuvor war er über fünf Jahre bei Hamilton Bonaduz AG tätig. Neben dem Executive MBA in St. Gallen graduierte und promovierte Dr. Manual Hälg an der ETH Zürich.
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