Fiirabigveranstaltung der EMBA HSG Alumni

«Durchwursteln macht in komplexen Situationen Sinn»
Probleme lösen, die man nicht vollumfänglich versteht: Vor dieser Aufgabe standen Unternehmen wie Moderna und auch der Bundesrat in der Covid-Krise. Professor Dr. Roman Boutellier zeigte an der Fiirabigveranstaltung der EMBA HSG Alumni, was man daraus lernen kann.

Klare Ziele formulieren und dann klare Strategien entwickeln: Strategische Planung wird in vielen Unternehmen gross geschrieben und verschlingt viel Zeit und Ressourcen. «Das funktioniert nicht in komplexen Situationen», führte Professor Dr. Roman Boutellier an der Fiirabigveranstaltung der EMBA HSG Alumni im Hotel Marriot in Zürich aus und stellte dies in Frage. «Als Manager sind wir gezwungen, Probleme zu lösen, die wir nicht vollumfänglich verstehen», sagte er. Da müsse man sich an Lösungen herantasten. «Da ist die Beschreibung des Weges die beste Beschreibung des Ziels», zitierte er Charles Lindblom, den Vater der «Muddlin-Through»-Theorie. Boutellier weiss, wovon er spricht. Der promovierte Mathematiker bewegte sich während seiner beruflichen Laufbahn zwischen Privatwirtschaft – unter anderem als Konzernchef von SIG – und der Wissenschaft – unter anderem als Professor für Innovations- und Technologiemanagement an der Universität St. Gallen und der ETH Zürich. Heute ist er in verschiedenen Verwaltungsräten tätig.

Weshalb der Impfstoff so rasch da war

Ausgehend von Moderna zeigte Boutellier, wie rasch Moderna nach dem Ausbruch von Covid im Dezember 2020 in Wuhan fähig war die DNAzu sequenzieren und schliesslich bereits am 15. Januar einen ersten Protoypen des Impfstoffes entwickelt hatte. Am 16. März nahm Moderna die ersten Versuche an Menschen vor, und bereits am 8. Dezemeber 2020 war die erste Person geimpft. Im Januar 2021 gab Swissmedic Lonza grünes Licht für die Produktion. Weshalb war das möglich? «Das war der zehnte Impftoff, an dem wir gearbeitet hatten», zitierte Boutellier Stéphane Bancel, der CEO von Moderna. Das Unternehmen existiert seit 2010, der Ausgangsstoff mRNA kann einfach modifiziert werden, und die Skalierung sei mit 150 Komponenten eigentlich einfach. «Alles seit über zehn Jahren bekannt, aber niemand wollte investieren», führte Boutellier aus. Der Durchbruch gelang, weil Moderna mittels Lipid Nanopartikel modularisieren konnte. Die mRNA selber könne rasch verändert werden, wie ein Programm. 

«Zu recht durchgewurstelt»

Anschliessend kam Boutellier auf den Bundesrat zu sprechen, der sich durchgewurstelt hätte. Mit einem Gedankenexperimtent belegte er seine These eindrücklich, dass dies völlig zu recht geschehen sei. Er referenzierte auf die «Muddling Through»-Therorie von Charles Lindblom. In komplexen, unsicheren Situationen – etwa auch in der Klimakrise – gehe es darum, Opportunitäten in kleinen Schritten auszunutzen, sich an Lösungen heranzutasten und laufend neue Erkenntnisse einzubauen. «Mit vielen Rückkommensanträgen und Iterationen, immer im Wissen, dass man noch nicht alles versteht», so Boutellier. Hätte der Bundesrat besser schon im März ein Ziel bekanntgeben mit der Zahl der anvisierten Toten sowie dem definierten BIP-Einbruch? Mit Blick auf die aktuelle Diskussion und dem Unverständnis gewisser Wissenschafter, weshalb ihnen nicht gefolgt werde, hielt Boutellier fest, dass Wissenschaft alleine nicht überzeuge. Was tun, wenn sich diese widersprechen würden. Wissenschaft müsse immer auch durch die eigenen Erfahrungen gestützt werden.

Die Alumni nutzen den Anlass rege, um sich auszutauschen. Der Vorstand unter dem Co-Präsidium von Stefan Stübi und Daniela Decurtins stellte bei dieser Gelegenheit die verschiedenen geplanten Aktivitäten – etwa ein Refresher- sowie ein Mentoring-Programm vor – und wies auf die nächste geplante Weiterbildungsveranstaltung am 25. Februar 2022 in Zürich hin.

Autorin: Daniela Decurtins

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